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Die Geschichte

des Bonner Münsters

Mitten im Herzen der Stadt Bonn befindet sich an exponierter Stelle das Bonner Münster. Hier fand man die älteste antike Totengedächtnisstätte nördlich der Alpen. Seit dem 13. Jahrhundert, als die Bonner die Münster-Basilika in ihr Stadtsiegel aufnahmen, ist sie das Wahrzeichen der Stadt Bonn. Wenn sich auch das Panorama der Stadt weitgehend verändert hat, so ist doch das Münster immer noch beherrschend für das Stadtbild.

Hier werden seit 1350 Jahren christliche Märtyrer verehrt. Über ihren Gräbern wuchs durch die Jahrhunderte hindurch das bedeutende Bonner Münster, welches heute als "Europäisches Monument" gilt. Die Entwicklung von einer kleinen Kultstätte der spätrömischen Zeit zur ersten Kirchengroßanlage im Rheinland, zu einem bedeutenden Beispiel mittelalterlicher rheinischer Kirchenbaukunst, lässt sich lückenlos verfolgen. Ein Juwel inmitten des urbanen Lebens ist der mittelalterliche Kreuzgang.

Der heutige Bau geht hauptsächlich zurück auf die rege Bautätigkeit des 11. bis 13. Jahrhunderts. Romanische und gotische Stilelemente verschmelzen hier zu einer seltenen Harmonie. Auch die Ausstattung, die meist dem Barock, dem Ende des vergangenen und unserem Jahrhundert entstammt, fügt sich passend in den Raum ein und verleiht der Basilika eine ihr eigene Atmosphäre, die den Besucher umfängt und ihm das Gefühl der Geborgenheit gibt.

Im 19. Jahrhundert übernahm das Münster das Patrozinium der Nachbarkirche St. Martin, die bald darauf niedergerissen wurde. Heute steht das Münster mitten in einer lebendigen Stadt und bietet den Menschen in Bonn, den Passanten und Touristen einen Ort der Stille und des Gebetes, einen Mittelpunkt für ein Leben im Glauben an den Gott, den die Märtyrer hier vor langer Zeit bezeugten.

  • um 90 Römische Bestattungen, heidnische Kultstätten im Bereich des Münsters
  • um 250 Nekropole
  • um 300 Cella memoriae
  • um 575 Bau einer Saalkirche, Beginn der Märtyrerverehrung
  • um 780 Gründung einer klosterähnlichen Kommunität, Erweiterung der Saalkirche
  • 1025 Der Propst des Bonner Cassius-Stiftes, Reinhard, wird 1025 Bischof in Lüttich und wird nach seinem Tod am 5.12.1037 heiliggesprochen. Der Heilige Reinhard (Reginhard) von Lüttich zeichnete sich als Wohltäter aus und sorgte sich besonders um die Bildung wie auch um die Armen.
  • um 1050 Neubau von Stiftskirche, Kreuzgang und Stiftsgebäuden unter Hermann II. und Anno II.
  • 1124 Gerhard von Are wird Propst am Cassius-Stift
  • 1135 Das Cassius-Stift erhält Reliquien der Heiligen Helena
  • 1140 Baubeginn zur Erweiterung des Ostchors
  • 1153 Weihe des erweiterten Ostchors, Umbau des Kreuzgangs und Erweiterung der Stiftsgebäude, Bau einer neuen Apsis und zweier Flankentürme
  • 1166 In Anwesenheit des Kölner Erzbischofs Rainald von Dassel lässt Propst Gerhard von Are die Gebeine der Märtyrer aus den Gräbern "zur Ehre der Altäre" erheben.
  • 1220 Vollendung des verbreiterten Langhauses
  • 1240 Abschluss des Neubaus mit dem Nordportal, Aufstockung der Türme und Aufsatz von Faltdächern
  • 1274 Erzbischof Engelbert II. von Valkenburg wird im Bonner Münster beigesetzt
  • 1297 Erzbischof Siegfried von Westerburg wird im Bonner Münster beigesetzt
  • 1314 Krönung Friedrichs III. von Österreich
  • 1332 Erzbischof Heinrich II. von Virneburg wird im Bonner Münster beigesetzt
  • 1346 Krönung Karls IV. von Luxemburg
  • 1371 Robert von Genf, der spätere Gegenpapst Clemens VII., wird Propst am Cassius-Stift
  • 1480  Erzbischof Ruprecht von der Pfalz wird im Bonner Münster beigesetzt
  • 1503  Ludovicus (Pedro Luis de Borja Llançol de Romaní) wird Propst am Bonner Münster
  • 1587  Plünderung des Bonner Münsters und des Cassius-Stifts
  • 1597  Bonn wird Haupt- und Residenzstadt der Erzbischöfe und Kurfürsten zu Köln
  • 1619  Aufstellung des neuen Sakramentshauses im Hochchor des Bonner Münsters
  • 1630  Bronzefigur der Heiligen Helena wird dem Bonner Münster gestiftet
  • 1660  Franz Wilhelm Reichsgraf von Wartenberg, Propst des Cassius-Stifts von 1629–1661, wird Kardinal der römischen Kirche.
  • 1689  Bombardement Bonns von der Beueler Schanze aus
  • 1756  Weihe der neuen Glocken, die bis heute läuten
  • 1802  Aufhebung des Cassius-Stiftes
  • 1863  Weihe eines neuen Hochaltars
  • 1928  Ausgrabung der Cella Memoriae unter der Krypta des Bonner Münsters
  • 1944  Bombenangriff auf Bonn am 18. Oktober
  • 1956  Das Bonner Münster erhält den Ehrentitel PÄPSTLICHE BASILICA MINOR
  • 1961  Weihe der neuen Münster-Orgel
  • 1980  Papst Johannes Paul II. betet vor dem Schrein der Bonner Stadtpatrone
  • 1981  Weihe des neuen Altars
  • 2002  Eröffnung des Münster-Ladens
  • 2004  Der ehemalige Stadtdechant und Münster-Pfarrer Weihbischof Walter Jansen wird im Kreuzgang beigesetzt
  • 2005  Weltjugendtag
  • 2007  Das Bonner Münster steigt um auf Naturstrom aus der Region und verzichtet Dank Fernwärme gänzlich auf fossile Energie
  • 2009  Eröffnung des Münster-Carrés
  • 2012  Aus dem Reliquienschatz der Schwesterkirche, dem Trierer Dom, erhält das Bonner Münster eine Reliquie der Heiligen Helena
  • 2017 Beginn einer umfassenden Generalsanierung (voraus. bis 2021)

Es ist das einzig noch zusammenhängende Geläut des Glockengießers Martin Legros: Die Glocken des Bonner Münsters. Seit mehr als 250 Jahren rufen sie zum Gottesdienst und machen auf wichtige Ereignisse aufmerksam.

Doch es gab eine Unterbrechung. Während des Zweiten Weltkriegs wurden überall die Glocken beschlagnahmt. Sie sollten als Kanonenfutter dienen. Auch die Münster-Glocken waren schon abtransportiert worden. Doch bevor sie eingeschmolzen wurden, endete der Krieg.

Es ist das einzig noch zusammenhängende Geläut des Glockengießers Martin Legros: Die Glocken des Bonner Münsters. Seit mehr als 250 Jahren rufen sie zum Gottesdienst und machen auf wichtige Ereignisse aufmerksam. Doch es gab eine Unterbrechung. Während des Zweiten Weltkriegs wurden überall die Glocken beschlagnahmt. Sie sollten als Kanonenfutter dienen. Auch die Münster-Glocken waren schon abtransportiert worden. Doch bevor sie eingeschmolzen wurden, endete der Krieg.

Dem Teufel waren die berühmten Münster-Glocken, die weithin zu hören waren, immer schon ein Dorn im Auge. Umso mehr ärgerte ihn, dass sie schon bald nach Kriegsende wieder in Bonn läuten sollten. Und er schmiedete einen Plan: Beim Aufziehen der Glocken wollte er die Seile durchtrennen, so dass sie 20 Meter in die Tiefe stürzen und zerbrechen würden.

Als nun am 14. Dezember 1945 die Glocken wieder in den Turm hinaufgezogen werden konnten, war auch der Teufel da. Er hatte sich im Turm versteckt und wartete darauf, dass die Glocken hoch gezogen würden. Den Fall aus der Höhe überlebt keine Glocke, dessen war er sich sicher. In seiner Vorfreud wippte er aber so sehr hin- und her, dass dies auch Cassius und Florentius spürten. Bald schon bemerkten sie den teuflischen Plan.

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Und dann setzte sich auch schon die große Glocke der Bonner Stadtpatrone Cassius und Florentius in Bewegung. 2400 Kilogram wurden über viele Seile hochgezogen. Als nun die Glocke über dem Gewölbe im Turm ankam, sprang der Teufel aus seinem Versteck und durschnitt die Seile.

Zugleich schoss die Glocke in die Tiefe und der Teufel schaute ihr hinterher. Doch unten standen Cassius und Florentius mit ausgebreiteten Armen bereit. Und bevor die Glocke den Boden erreichte fingen die Stadtpatrone sie auf. Nur ein kleines Stück brach heraus. Ansonsten war die die Glocke nicht beschädigt.

Als der Teufel das sah, tobte er im Turm so sehr, dass dieser begann zu wanken. Und als er schnaubend und mit Lärm aus dem Turm herausfuhr schlug er mit seinem Schwanz noch einmal auf den Münsterturm. Dabei aber schlug er so tief in das Mauerwerk, dass er dort hängenblieb hängen blieb... bis heute.

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691 (vermutlich schon 643) wird erstmals eine Gemeinschaft von Priestern an den Gräbern der Märtyrer in Bonn urkundlich bezeugt. Hieraus entstand das Cassius-Stift, dessen berühmtester Vorsteher Gerhard von Are war.

Das Stift und der Propst genossen eine Vorrangstellung im gesamten Erzbistum Köln, welches im Mittelalter wesentlich größer war als heute.

Der Bonner Stiftspropst war der erste der Archaediakone und kam in der Rangfolge gleich hinter dem Erzbischof. 40 Stiftsherren gab es am Bonner Münster, darunter Robert von Genf, der spätere Gegenpapst Clemens VII. oder Reginhard, der später Bischof in Lüttich und nach seinem Tod heiliggesprochen wurden.

Zu den Besitztümern des Stiftes gehörten der Drachenfels und Weinberga an Rhein, Ahr und Mosel.

  • 691 (692) - Giso („Abt“)
  • 787 - Hildebold
  • 801/802 - Sigardus
  • um 842–849/853 - Thegan(bert)
  • 859 - Herigarius
  • 873-885 - Hardivicus
  • 895 - Engilbertus
  • 911/918 - Waldolfus
  • (948) - Gevehardus
  • vor 959 - Everacrus
  • [vor 965] - Folkmar
  • 1014/1021 - Widukindus
  • vor 1025 - Reinhard/Reginhard (Bischof von Lüttich, Heiliger)
  • [vor 1036] - Herimann
  • vor 1124 (1056) - Robert
  • 1103-1117 - Siegfried
  • [um 1116] - Konrad
  • [1124] - Eckbert
  • 1124–1169 E. - Gerhard von Are
  • 1169-1192 E. - Lothar von Hochstaden
  • 1192-1205 E. - Bruno von Sayn
  • [1197] - Turritus
  • [1200] - Siegfried von Westerburg
  • [1205] - Oliver Saxo
  • 1208 - Wilhelm
  • 1211–1225 E. - Heinrich von Müllenark
  • 1226-1237 - Johannes
  • 1243-1259 E. - Gottfried von Ravensberg
  • [1254] E. - Konrad von Müllenark
  • 1269-1270 - Hermann von Neunkirchen
  • 1275-1313 E. - Reinhard von Westerburg
  • [1277] - Johannes
  • 1313-1328 E. - Heinrich von Virneburg
  • 1328-1331 - Heidenreich von Essen
  • 1331-1335 - Bernhard Stephani
  • 1335-1349 - Johannes Raimunde de Convenis
  • 1349-1369 - Nicolaus de Bessia
  • 1370-1371 - Bernardus de Bosqueto
  • 1371–1378 E. - Robert von Genf
  • [1373] - Wilhelm von Ritberg
  • 1379-1385 - Nikolaus von Resemburg
  • [1378-1383] - Peter de Luna
  • [nach 1378] - Constantin de Cornu
  • [1385] - Nicolaus
  • 1390-1397 - Philipp von Alencon
  • [1397] - Andreas Filimarinus
  • 1398-1414 - Theoderich/Dietrich von Moers
  • [1402] - Johann von Liskirchen
  • [1402] - Wilhelm Leo
  • [1403] - Peter de Westerholte
  • 1414-1415 E. - Konrad von Rietberg
  • [1415] - Heinrich Erenfels
  • [1421] - Branda de Castello
  • 1416-1431 - Johannes Meyner
  • [um 1450] - Peter von Schaumberg
  • 1432-1477 E. - Heinrich Graf von Nassau
  • [1469] - Georg Heßler
  • [1477] E. - Marcus Markgraf von Baden
  • 1477-1479 E. - Stephan Pfalzgraf bei Rhein
  • 1479-1516 E. - Jakob von Croy
  • 1479-1501 E. - Johann Baptista Zeno
  • [um 1500] - Melchior von Cupis
  • 1502 - Ludovicus Borgia
  • 1516-1519 - Bernardus Tarlatus de Bibbenia
  • 1519-1534 - Wilhelm von Enkevort
  • 1534-1546 E. - Friedrich Graf von Wied
  • 1534-1548 - Petrus Vorst von Lombeck
  • 1549-1599 - Johannes Gropper
  • 1559-1594 - Caspar Gropper
  • 1594-1596 - Peter Gropper
  • 1596-1612 - Ferdinand Herzog von Bayern
  • 1612-1629 - Johann Cholinus
  • 1629-1661 - Franz Wilhelm Graf von Wartenberg
  • 1662-1715 - Albert Ernst von Wartenberg
  • 1715-1723 - Maximilian Heinirch Joseph Freiherr von Weichs
  • 1723-1732 - Johannes Berhard Joseph Freiherr von Weichs
  • 1732-1756 - Johannes Friedrich Joseph Freiherr von Weichs
  • 1756-1798 - Ferdinand Joseph Freiherr von Weichs

Kaiserin Helena

Die Stifterin des Bonner Münsters

Die Kaiserin Helena ist untrennbar mit der Geschichte der Stadt Bonn verbunden. Sie gilt als die Stifterin einer der bedeutendsten Kirchenanlagen des Rheinlandes: Das Bonner Münster und das Cassius-Stift. In der Basilika zeugen zahlreiche Darstellungen von der großen Verehrung der Kaiserin. Propst Gerhard von Are brachte 1135 Reliquien der Mutter des Kaisers Konstantin nach Bonn, wodurch der Heilige Ort einen immer größeren Zulauf an Pilgern erhielt.

„Wirtstochter, Konkubine, Mutter von Konstantin dem Großen, Pilgerreisende, Wegbereiterin des Christentums, Entdeckerin von Jesu Grabesstätte. Was für eine Karriere.“ So fasst der Journalist Lars Hagenau das Leben der Helena zusammen. Fakt ist wohl: Ohne die Heilige Helena sähe die Welt (zumindest die christliche Welt) heute ganz anders aus.

Als Helena um 330 n.Chr. starb, trug sie den ehrenvollen Namen Flavia Helena Augusta. Wahrscheinlich stammte sie aus einer Gastwirtfamilie aus Drepanon (nahe dem heutigen Izmit in der Türkei), lernte im Gasthaus ihrer Eltern den römischen Offizier Flavius Konstantinus Chlorus kennen, wurde seine Geliebte und schenkte ihm einen Sohn namens Konstantin. Um in die kaiserliche Familie einheiraten zu können und 305 n. Chr. schließlich selbst römischer Kaiser zu werden, verstieß Flavius Konstantinus seine Geliebte, förderte den gemeinsamen Sohn, den späteren „Konstantin den Großen“, aber nach Kräften. Dieser wurde Heerführer der zuvor von seinem Vater befehligten Legionen und ließ sich in Britannien zum Kaiser ausrufen.

Seine Mutter Helena, die sich inzwischen dem Christentum zugewandt hatte, ließ er im Jahr 306 n. Chr. in seinen Stützpunkt Trier nachholen. Obwohl er sich selbst wohl nie taufen ließ, erließ Konstantin im Jahr nach seinem grandiosen Sieg über politische Konkurrenten ein Toleranzedikt, das ein Ende der Christenverfolgung bedeutete - und die freie und rasante Ausbreitung des Christentums erst möglich machte.

Helena selbst wurde schon zu Lebzeiten als Kaisermutter („Augusta“) verehrt und pilgerte hoch betagt im Alter von wahrscheinlich fast 80 Jahren nach Palästina. Dort ließ sie Grabungen durchführen und fand in Jerusalem unter einem Venustempel unter anderem das Grab Jesu. Und sie trug allerhand Reliquien zusammen: Teile von Jesu Kreuz, Dornen der Dornenkrone, ein Stück der Inschrift INRI, Nägel, mit denen Jesu ans Kreuz geschlagen wurde, den Finger des Apostel Thomas und die Leichen der Heiligen Drei Könige. Nicht zuletzt auch der „Heilige Rock“ soll von Helena gefunden worden sein, jenes Gewand, das Jesu kurz vor seiner Kreuzigung getragen haben soll und zusammen mit dem Schädel der Heiligen Helena als wertvollste Reliquie des Trierer Doms gilt. Zahlreiche Kirchenbauten gehen auf Helena zurück - unter anderem die Kreuzeskirche in Jerusalem, die Geburtskirche in Bethlehem und die Apostelkirche in Konstantinopel.

Als Helena um 330 n.Chr. starb war sie selbst in den Rang einer Heiligen aufgerückt. Ihre Gebeine ruhen heute in der Kirche Santa Maria in Aracoeli in Rom, ihr Haupt im Trierer Dom. 

Auch im Rheinland hat die Heilige Helena zahlreiche Spuren hinterlassen: Ihr wird die Gründung des Viktordoms in Xanten und der Kirche St. Gereon in Köln zugeschrieben, die über den Gräbern von Märtyrern aus der thebäischen Legion errichtet wurden, zu der auch die beiden Bonner Stadtpatrone, die Soldaten Cassius und Florentius gehörten.

Vor allem aber gilt sie als „Grande Dame“ des Bonner Münsters und Stifterin der ersten Kirche über den Gräbern der Stadtpatrone, die ihr Leben für den Glauben ließen.

Schon einmal und mehr als 400 Jahre hatte die heutige Päpstliche Basilika eine Reliquie der Heiligen Helena beherbergt; die von Propst Gerhard von Are 1135 an den Rhein gebrachten und in einem kostbaren Schrein aufbewahrten Gebeine der Kaisermutter fielen im Jahr 1587 allerdings Plünderungen zum Opfer. Die Bedeutung der Heiligen Helena für die mittelalterlichen Stiftsherren ist dennoch nicht hoch genug zu veranschlagen – dank der Reliquie war das Cassiusstift eines der bedeutendsten im gesamten Rheinland. Ohne die Heilige Helena ist das christliche Bonn kaum denkbar: Im Umkreis jener ersten kleinen Kirche, die sie der Legende zufolge über den Gräbern der Stadtpatrone errichten ließ, ließen sich zunächst Kleriker nieder und entstand später die so genannte villa basilica, die Keimzelle des mittelalterlichen Bonns.

In Bonn und auf dem Kreuzberg vor den Toren der Stadt wird die Heilige Helena wie an kaum einem anderen Ort verehrt: Im Hauptschiff des Münsters ist eine überlebensgroße Statue der Heiligen Helena zu sehen, das Kreuz Christi haltend. In der Krypta der Basilika war ihr ein Altar geweiht und eine der 1756 gegossenen Glocken des Münsters klingt ihr zu Ehren. Ein verstecktes Kleinod ist die Helenenkapelle, der mittelalterliche Andachtsraum der Pröpste des Cassius-Stiftes, die - gleichsam als besonderer Hingucker - über die Abteilung für Damenoberbekleidung eines benachbarten Kaufhauses einsehbar und in den Sommermonaten über ein Treppenhaus in den Kolonnaden der Straße „Am Hof“ zugänglich ist.

Die drittgrößte Glocke des barocken Geläuts des Bonner Münsters ist der Heiligen Helena gewidmet. Die Inschrift lautet: "Der heiligen Helena Augusta, der Gründerin der Bonner Kirche, der hehren Mutter, haben dies eherne Denkmal aus Frömmigkeit und Dankbarkeit gewidmet die Prälaten und Stiftsherren 1756. Legros goss mich." - 1650 kg, 158 cm Durchmesser.

Die Helena-Reliquie, die am 24. August 2012 feierlich an das Bonner Münster übergeben wurde, wurde am 12. Mai 2012 bei der Heilig-Rock-Wallfahrt des Erzbistums Köln und des Stadtdekanates Bonn an Joachim Kardinal Meisner überreicht.

Die Reliquie, ein etwa daumennagelgroßes Stückchen aus dem Schädel, wird in einem 44x21 Zentimeter kleinen Schrein aufbewahrt werden. Neben der bischöflichen Schenkungsurkunde beherbergt der Schrein auch die Namen derjenigen, die mit einer Spende einen Beitrag zur Anschaffung des Reliquiars geleistet haben.

Ein Lied zu Ehren der Heiligen Helena bringt ihr Leben und die Bedeutung für die Menschen zum Ausdruck:

1. O Helena, du hehre, Du milde Kaiserin! / Voll Liebe wir Dich preisen als mächt’ge Schützerin: / Uns strahlt Dein ganzes Leben in höchster Herrlichkeit, / die mehr als alle Kronen, die Tugend dir verleiht.

2. Du bist trotz Kaiserkrone an wahrer Demut reich, / und nennt Dich „Magd des Herren“ der Gottesmutter gleich; / in Liebe allen Armen reichst Du die Kaiserhand, / befreiest die Gefang’nen, erlösest, die verbannt.

3. Dich zog zum Heil’gen Lande Dein Herz in Liebesglut, / zu suchen teure Stätten, geweiht durch Jesu Blut: / Wo er als Kind gelegen so arm im kalten Stall, / wo er am Kreuz gehangen, zu sühnen Adams Fall.

4. Das Kreuz des Herrn Du fandest zum Heil der Christenheit; / uns schenktest Du zum Segen sein ungeteiltes Kleid: / Oh, schenk auch unsr’en Zeiten den starken Glauben Dein, / senk Deiner Liebe Treue in uns’re Herzen ein.

5. Oh, hilf uns, dass wir tragen mit Mut das Kreuz des Herrn, / trotz Leid und Schmerz es grüßen als einz’gen Hoffnungsstern. / Bis wir als Siegeszeichen es einstens strahlen sehn, / wenn Nacht und Schatten weichen, wenn wir zum Licht ersteh’n.

Die Mutter Kaiser Konstantins des Großen gilt als eine der bedeutendsten Frauengestalten der Spätantike; ihr Ruhm beruht vor allem auf ihren Kirchengründungen und der ihr zugeschriebenen Auffindung von Reliquien.

  • geboren um 248/250 n.Chr. als Gastwirtstochter in Drepanon am Bosporus
  • Geliebte des römischen Offiziers Constantius, der sie offiziell verstieß, um in die Kaiserfamilie einheiraten zu können und 293 zum römischen Kaiser ernannt wurde
  • trotz der Trennung behielt Helena weiterhin großen Einfluss; sie war Mutter von Konstantin („dem Großen“), der seinem Vater 306 n.Chr. als römischer Kaiser nachfolgte, die Christenverfolgung im römischen Reich beendete, seine Mutter zur Kaiserin erhob und im Jahr 306 n. Chr. zu sich an seinen Regierungssitz Trier holte
  • 312 n.Chr. hatte Helena sich taufen lassen; um 320 n.Ch. pilgerte sie Palästina, ließ dort Grabungen durchführen, fand der Legende nach das Grab Jesu und zahlreiche Reliquien (u.a. den Heiligen Rock, Teile des Kreuzes Christi, die Gebeine der Heiligen Drei Könige)
  • in Trier und im Rheinland ließ Helena über den Gräbern von Märtyrern der Thebäischen Legion wichtige Kirchen errichten: u.a. eine erste Kirche an der Stelle des heutigen Bonner Münsters, mit dessen Geschichte sie untrennbar verknüpft ist
  • im Trierer Dom wird das Haupt Helenas als Reliquie verehrt; ab dem 24. August 2012 beherbergt auch das Bonner Münster zum zweiten Mal nach dem Mittelalter wieder eine Helena-Reliquie, ein Geschenk des Trierer Domkapitels
  • in der katholischen und orthodoxen Kirche wird die wahrscheinlich 329 n.Chr. verstorbene Helena als Heilige verehrt